Eine kleine Geschichte vom Wasser – oder – wie alles begann…

Den heutigen Blogeintrag möchten wir dazu nutzen, den ersten Stand und die erste Idee für unser E-Learning-Projekt festzuhalten und mit euch zu teilen.

Das im Folgenden Beschriebene Projekt entsteht im Rahmen eines Seminares zum Thema E-Learning der TU Darmstadt im Vertiefungsmodul Informationspädagogik der Lehramtsausbildung Grundwissenschaften unter der Leitung von Tine Nowak.

Nachdem wir uns in einer Gruppe zusammengefunden hatten, stellten wir schnell fest, dass sich unsere Fächerkombinationen auf den ersten Blick nicht so einfach vereinbaren ließen. Im Sinne eines fächerübergreifenden Lernens war es uns daher ein zentrales Anliegen, ein Thema als Basis der Projektarbeit zu wählen, welches sich insbesondere mit den Fächern Biologie und Politik und Wirtschaft vereinbaren lässt. Ausgehend von der Überlegung, dass es gerade im Bereich Umwelt und Energie viele Themen gibt, die ein Schnittstelle zwischen den Fächern bilden könnten, da sie aufgrund von Knappheit und Verteilung oder auch möglicher Gefahren in der politischen Diskussion aktuell sind, in ihren Wurzeln aber in engem Zusammenhang mit Biologie stehen, kamen wir schnell zum Thema Rohstoffe und Energieträger und dann konkret zum Thema „Wasser“.

Da sich zudem herausstellte, dass sich die Idee, eine App zu konstruieren, in unserer Projektgruppe großer Beliebtheit erfreute, war eine erste vage Idee gefunden. Es sollte irgendetwas mit Wasser zu tun haben und Produkt sollte eine App sein.

Bild Blog

Ausgehend vom Stichwort (Trink)Wasser kamen wir zu der Überlegung, dass damit eine Ressource gemeint ist, die im Spannungsfeld der Essentialität für das menschliche Überleben und ihrer relativen Knappheit steht. Da sich damit eine Schnittstelle zwischen Politik und Biologie ergibt, die sich aus Fragen der Verteilung (Politik) und der Bedeutung des Stoffes in ökologischer Hinsicht (Biologie) konstruiert, können dabei mehrere Themenbereiche eine Rolle spielen:

Ökologische Folgen

Ökonomische Folgen

Gerechtigkeitsfolgen

Die dabei von uns aufgeworfene Grundfrage für Auswahl und Konstruktion von Lehrmaterialien lautete somit: Wie werden diese Grundprobleme politisch sowie biotechnisch identifiziert und wie werden Lösungsansätze generiert? Welchen Einfluss hat das eigene (Konsum)Verhalten auf die genannten Probleme/Folgen?

Für den Unterricht könnte das Thema demnach für mindestens für zwei Fächer (Lernfelder), nämlich Biologie und Politik fruchtbar gemacht werden und ist dort auch in den curricularen Rahmen zu finden.

Wir kamen somit zu dem Schluss, dass ein mediales Instrument als Klammer zwischen den beiden Fächern dienen könnte, um das Thema fachübergreifend in einer projektgeleiteten Phase in den Unterricht einzubetten.

Durch Recherche nach Materialien mit OER Lizenzen zum Thema und intensiver Überlegung gelangten wir durch Vorerfahrungen eines Gruppenmitgliedes auf die Idee des „Waterfoodprint“ (http://www.waterfootprintkemira.com/meter). Die dahinter stehende gemeinnützige Stiftung, die mit vielen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren zusammen arbeitet, bietet auf ihrer Website einen Kalkulator an, der es mit Eingabe einiger Informationen dem Nutzer ermöglicht, den eigenen Wasserkonsum, den sogenannten „Wasserfußabdruck“, den ein jeder auf der Erde hinterlässt, zu berechnen. Ziel ist es dabei, den Menschen zu verdeutlichen, wie viel Wasser sich hinter unseren täglichen Konsumprodukten verbirgt und welche Folgen dieser Konsum haben kann.

Nach Einführung der Leit-These: „Tägliches Konsumverhalten des Menschen impliziert Wasserverbrauch.“, soll es Aufgabe der SuS sein, ihr eigenes Konsumverhalten über eine bestimmte Zeit auf täglicher Basis in einem digitalen Tagebuch zu dokumentieren. Dieses digitale Tagebuch wird durch eine App koordiniert und unterstützt und lehnt sich inhaltlich an die Konsumkategorien des „Waterfoodprint-Rechners“ an. Die App sollte dabei so konzipiert werden, dass die SuS einen statistischen Überblick über ihr Konsumverhalten bekommen. Zudem sollte am Ende einer siebentägigen Dokumentationsphase eine Generierung von absoluten Verbrauchswerten  möglich sein, die dann auf der „Echten“ Website zur Berechnung des tatsächlichen „Waterfoodprint“ genutzt werden können.

Neben der rein dokumentierenden Tagebuchfunktion, die ähnlich der Tagebuchfunktion eines Kalorienzählers gedacht ist, wird an jedem Tag interessantes Material in das Tagebuch integriert. Dabei wird auf Material aus dem Bereich der OER zurückgegriffen, dass jeden Tag einen anderen Aspekt aus dem Themenfeld „Wasser“ aufgreift und vertieft, wobei dazu jeweils Fragen durch die SuS beantwortet werden sollen, beziehungsweise Überlegungen und Kommentare zum Material in der App festgehalten dokumentiert werden.

Idealerweise sollten die durch Berechnung und Bearbeitung der Materialien entstehenden Ergebnisse und Erkenntnisse dann unter folgender Zielsetzung im Plenum reflektiert werden:

  • Zusammenhang zwischen Konsumverhalten und Wasserverbrauch aufzeigen
  • Probleme und Folgen des Wasserverbrauchs thematisieren

Aufgabe der App ist somit die Begleitung mittels eines digitalen Tagesbuches zum Wasserkonsum sowie Bereitstellung und Kommentierung ausgewählter Materialein auf täglicher Basis.

Die genaue Umsetzung, Ausgestaltung und Menge an integrierten Materialien ist dabei noch offen, die Klärung dieser Punkte wird im weiteren Projektverlauf angestrebt. Auch haben wir überlegt, eine soziale Komponente der Kommunikation einzubauen, indem Werte aus dem Tagebuch sowie Überlegungen und Material beispielsweise auf Facebook geteilt werden können. Dies gäbe den SuS die Möglichkeit, sich mitzuteilen und zu vergleichen und könnte die Kommunikation zum Thema weiter anregen. Auch die Ausgestaltung dieses Punktes muss im Verlauf des Projektes noch geklärt werden.

In Hinsicht auf die lerntheoretischen Grundlagen dieser Projektkonzeption ist zu sagen, dass einige Parallelen zum Konzept des kognitivistischen Lernens auszudecken sind, da es sich hier um eine vorwiegend mentale Verarbeitung von Input und Informationen zum Thema handelt und die mögliche Verhaltensänderung am Ende der Projektphase auf Basis der Erkenntnisse des mentalen Verarbeitungsprozesses stattfinden sollte (vgl. de Witt/Czerwionka [online] 2005, 56). In diesem Kontext würde die App als Organisationshilfe und Darbietungselement/Sammelstelle von OER-Material zum Thema Wasser fungieren (vgl. ebd.: 57). Kritisch anzumerken wäre an dieser Stelle jedoch, das dem Lernenden in dieser Projektkonzeption eine wesentlich aktivere Rolle zukommt, als im eigentlichen konstruktivistischen Ansatz intendiert (vgl. ebd.: 57f).

Daher steht bei der vorliegenden Projektkonzeption insbesondere das konstruktivistische Lernen im Vordergrund. Indikatoren hierfür wären die relativ freie Rolle des Lernenden, der aus verschiedenen Materialien auswählen kann sowie Zeitpunkt der jeweiligen Bearbeitung der Aufgaben an den Tagen individuell selbst bestimmen kann. Die Kombination aus persönlichen Tagebuchdokumentation und themenspezifischem Material soll den SuS dabei die Möglichkeit bieten, eine aktive und selbstgesteuerte Konstruktion von Wissen, Wahrheit und Urteilen vorzunehmen, was ein Abrücken von gesteuertem Lernen darstellt (vgl. ebd.: 60).

Literatur:

De Witt, Claudia; Czerwionka, Thomas (2012) [online]: Mediendidaktik. Bielefeld: Bertelsmann. Abrufbar unter: http://www.die-bonn.de/doks/2007-mediendidaktik-01.pdf (04.06.2015).

 

ein Kommentar

  1. Ich finde eure Projektfindungsphase sehr spannend. Habe selber noch nie gehört dass das Thema Konsum von Wasser thematisiert wurde. Vor allem kann ich mir überhaupt nicht vorstellen wie man dies in eine App integrieren kann. Die Frage nach der Intention und dem Lernziel ist die zweite die sich mir hier noch nicht erschließt. Ich bin jetzt kein Fachmann was Politik und Biologie angeht aber beide Fächer zu kombinieren halte ich für nicht möglich. Der Entscheidungsprozess in der Politik ist ein anderer wie der in der Biologie. Vor allem ist die Willensbildung für die Entscheidungsprozesse unterschiedlich. Für die Politik ist es die Domäne von Juristen und Politikwissenschaftlern wohin gegen Naturwissenschaftler die Domäne Biologie für sich beanspruchen. Wirtschaft greift ihr zwar bei Folgen auf, geht aber im Fach nicht weiter darauf ein. Denn Ökonomisch betrachtet ist das noch ein ganzer anderer Aspekt wie aus Sicht der Politik oder Biologie.

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